Krass, was sich in den vergangenen Tagen in Deutschland verändert. So viele Menschen gehen auf die Straße, in großen Städten, in kleinen Städten, überall. Sie stehen zusammen, in eisiger Kälte, halten selbstgebastelte Schilder hoch, beklatschen kämpferische Redner. Und machen klar: Wir verachten die AfD. Wir sind gegen Rechtsextremismus, gegen Faschismus, gegen Nazis. Wir wollen Freiheit und Demokratie.
Wow! Was für ein fantastisches Zeichen! Was für ein Schwung!
Ich möchte mit diesem Text Mut machen. Mut, den Schwung mitzunehmen – und die Demonstrationen nur als Anfang einer viel größeren Veränderung zu sehen. Wir haben die Kraft für diese große Veränderung, die Demonstrationen zeigen es. Denn für viele Menschen ist es schon ein gewaltiger Schritt, dabei mitzumachen.
„Nie wieder ist jetzt“
Wir sind es nicht gewohnt, für unsere Meinung auf die Straße zu gehen. Gewohnt sind wir, dass wir seit Jahrzehnten in einem selbstverständlich freien, friedlichen, demokratischen Land leben, in dem es ziemlich vielen Leuten ziemlich gut geht. Dieses Land ist nun durch die AfD und ihre menschenverachtende Ideologie bedroht.
„Nie wieder ist jetzt“ – wir spüren gerade, wie ernst dieser Satz ist. Es geht ums Ganze – nicht irgendwann und irgendwo, sondern hier und heute. Auch deswegen teilen so viele in den sozialen Netzwerken das Video von Christian Streich, dem klugen Fußballtrainer des SC Freiburg. Er hat vor ein paar Tagen in einem flammenden Plädoyer dazu aufgerufen, sich an den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu beteiligen. „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden“, sagte Streich. „Es ist fünf Minuten vor zwölf.“ Und: „Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, in der Arbeit oder sonst wo, sich ganz klar zu positionieren. Aufstehen, unmissverständlich, ganz klare Kante.“
Aber wie kann die Veränderung nach den Demonstrationen weitergehen? Was kommt dann? Klar ist: Es wird anstrengend und kompliziert. Denn natürlich lösen Demonstrationen noch kein Problem. Die Ampelregierung wirkt ratlos und zerstritten. Die CDU als größte Oppositionspartei überzeugt auch nicht recht. Viele Menschen im Land sind wütend und wissen nicht, wohin mit ihrer Wut; die Bauern-Demos waren dafür nur das sichtbarste Zeichen. Die AfD wird alles versuchen, um diese Wut zu schüren, Menschen gegeneinander aufzuhetzen, unsere Gesellschaft zu spalten – und die Demokratie verächtlich zu machen.
Besser und konstruktiver
Und die Krisen, die wir bewältigen müssen, sind gewaltig. Da ist die Frage, wie wir die Erderhitzung bremsen können, die unsere Existenz bedroht. Da droht die AfD bei drei ostdeutschen Landtagswahlen stärkste Kraft zu werden. Und falls Donald Trump im November die US-Wahl gewinnt, kommen noch viel größere Probleme auf uns zu, zum Beispiel die Frage: Wer verteidigt uns, wenn der russische Massenmörder Wladimir Putin auf die Idee kommt, weitere Länder in Europa anzugreifen?
Diese Krisen wirken fordernd, oft überfordernd. Nie sind sie leicht zu lösen, immer erfordern sie komplexe Antworten. Aber jetzt, wo jedem klar ist, wir haben einen gemeinsamen Feind, lassen sich die Probleme vielleicht besser, gemeinschaftlicher, konstruktiver angehen. Wir wissen, wogegen wir sind – also können wir im nächsten Schritt überlegen, wofür wir sind. Wir wollen keinen Faschismus, sondern Demokratie – also können wir diese Mitmachstaatsform zu neuem Leben erwecken.
Was das heißen könnte?
Die Bürgerinnen und Bürger könnten häufiger überlegen, was sie für den Staat tun können – anstatt nur zu fragen, was der Staat für sie tun soll. Sie könnten sich in Parteien engagieren. Sie könnten notwendige Entscheidungen mittragen, auch wenn sie wehtun. Und sie könnten überlegen, wann es wirklich sinnvoll ist, über Politiker zu meckern, zu lästern, zu spotten – und wann es besser wäre anzuerkennen, dass sie keinen einfachen Job haben und vielleicht sogar das Beste versuchen.
Die Kunst des Kompromisses
Die Regierung könnte konstruktiv zusammenarbeiten, statt sich in sinnfreiem Gezänk zu verheddern. Sie sollte selbstverständlich in der Sache streiten, aber auch die Kunst des Kompromisses wieder lernen. Das wird übrigens auch nach der nächsten Wahl wichtig bleiben, weil dann höchstwahrscheinlich wieder ein Drei-Parteien-Bündnis notwendig sein wird, um zu regieren – und drei einigen sich meistens nicht so leicht wie zwei.
Die Medien könnten alle fair berichten – und nicht jede Meinungsverschiedenheit zum Riesenstreit hochjazzen, was nur die Politikverdrossenheit fördert. Und sie könnten nicht nur über Probleme, sondern auch über Lösungen schreiben.
Ein Vorbild aus Sachsen
Vereine und Verbände könnten Foren schaffen, in denen Themen angesprochen werden, die den Menschen auf der Seele brennen. Themen wie die Frage, welche Probleme Migration mit sich bringt – und wie diese Probleme sich angehen ließen. Die Kirchen in Sachsen haben solch ein Forum geschaffen: das SachsenSofa. Sie touren mit diesem Sofa durch die Dörfer – und diskutieren mit Experten und den Menschen, die dort wohnen. Thomas Arnold, der Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, hat mir mal im Interview gesagt: „Wir gehen dahin, wo es schmerzhaft wird.“ Diese schmerzhaften Debatten können helfen, Wut in Mut zu verwandeln.
Der Schock sitzt tief, den die Enthüllungen von „Correctiv“ ausgelöst haben. Das Medienhaus hat öffentlich gemacht, wie hochrangige AfD-Politiker gemeinsam mit Rechtsextremen über einen „Masterplan“ zur massenhaften Vertreibung von Menschen aus Deutschland berieten. Die Gefahr, die uns droht, ist ernst. Aber wir sind mehr, viel mehr als die Nazis. Und wir sind stärker als sie. Also, lasst uns zusammen was schaffen – gegen sie, für uns alle. Auf geht’s!
So, liebe Leute, jetzt habe ich noch eine Bitte – und die ist mir wichtig: Helft mit, unsere Kräfte für Freiheit und Demokratie zu stärken! Teilt diesen Text in allen sozialen Netzwerken. Empfehlt ihn in Eurem Whatsapp-Status, auf Instagram, Facebook und LinkedIn. Geht ganz einfach – mit diesem Link:
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Bis zum nächsten Mal: alles Gute!
Andreas