Vor einiger Zeit habe ich zugesehen, wie ein Mann mit nackten Füßen zwei Posaunen gespielt hat. Die eine bediente er mit dem rechten Fuß, die andere mit dem linken. Mit den Händen spielte er zwei Trompeten: eine mit links, die andere mit rechts. Zusammen fügten sich die Melodien der vier Instrumente zu einem perfekt orchestrierten Song.
Ach so, und: Der Mann saß dabei nicht etwa auf einem Stuhl. Er hing in der Luft, gestützt nur an den Ellenbogen und Kniekehlen von seinen vier Mitstreitern, die um ihn herum gruppiert waren und die Instrumente hielten, die er spielte. Jeder Ton passte. Und der Mann schaffte es auch noch, herrlich gelangweilt auszusehen bei dem, was er tat – so, als sei es die einfachste Übung der Welt.
4,7 Millionen Aufrufe
Die Zuschauer klatschten und jubelten und staunten mit offenem Mund; sie wussten kaum, wohin mit ihrer Begeisterung bei diesem Spektakel. Als der Vier-Instrumente-Spieler fertig war mit seinem Stück, standen sie auf und wollten gar nicht mehr aufhören zu klatschen. In ihren Gesichtern: das reinste Entzücken.
„Lonely boy“ heißt das zauberhafte Stück, das sie gerade genossen hatten. Die Männer, die es aufführten, nennen sich Mnozil Brass – sie sind ein österreichisches Blechbläser-Ensemble, das Musik und Comedy auf Weltklasse-Niveau miteinander vereint. Auf Youtube hat „Lonely boy“ 4,7 Millionen Aufrufe, und Mnozil Brass treten sonst auf großen Bühnen in großen Städten auf. An diesem Abend aber spielten sie in meiner kleinen Heimatstadt Lohne.
Musikalische Giganten
Der Auftritt der Spitzenkünstler aus Österreich ist kein Einzelfall. Regelmäßig wird in Lohne Musik geboten, die ganz großes Kino ist. Allein für die Reihe „Meisterkonzerte“, organisiert von Cornelia Rothkegel-Hartke, kommen mehrmals im Jahr musikalische Giganten zu uns aufs platte Land, die man eher in der Hamburger Elbphilharmonie vermuten würde. Informiert man sich vor ihrem Auftritt auf ihrer Internetseite, dann sieht man Tourneepläne wie diese:
Mailand, London, Lohne
Lohne, München, Wien
Tokio, Lohne, New York
Die 30.000-Einwohner-Stadt Lohne ist auf dem besten Wege, eine Kulturmetropole zu werden. Und das verändert etwas.
Keine Angst, das wird jetzt hier kein lokalpatriotisches PR-Gesülze. Ich will mit diesem Text nur zeigen, wie an kleinen Orten Großes wachsen kann – überall, nicht nur hier bei uns. Und wie dieses Wachstum immer neue Menschen inspiriert.
Bundesweit einmalig
Fantastische Musik wird in Lohne nicht nur bei den Meisterkonzerten geboten. Die Musical-AG des Gymnasiums zeigt Jahr für Jahr Auftritte auf herausragendem Niveau – und sie wird begleitet von einem fantastischen Orchester. Das Orchester wiederum ist auch deshalb so stark, weil darin etliche Talente von der Musikschule Lohne spielen, die bei „Jugend musiziert“ in der nationalen Spitze mitmischen. Kein Wunder, dass längst sogar Zuschauer aus Osnabrück, der nächstgrößeren Stadt, zu den Musicals in Lohne fahren und staunen: „Krass, was die da leisten.“
Dann ist da noch die neue, sehr coole und technisch exzellent ausgestattete Lohner Kleinkunstbühne Chaméleon, wo es ein bundesweit einmaliges Erlebnis zu genießen gibt: ein virtuelles Musical. Die Zuschauer sitzen mit VR-Brillen auf Drehstühlen und können sich in verschiedenen Musical-Szenen fühlen, als wären sie dabei. Sie können sich drehen und in den Szenen umgucken wie im richtigen Leben; spektakulär echt fühlt sich das an.
Wir sind hier wer
Und vor Weihnachten wird in der Aula des Gymnasiums seit Jahren „Swinging Christmas“ gezeigt – eine witzige, spritzige, wunderbare vorweihnachtliche Show, mit erstklassigen Musikern und Sängern, die locker auch auf größeren Bühnen auftreten könnten. Die Show ist regelmäßig in kürzester Zeit ausverkauft.
Die Liste an Leckerbissen ließe sich fortsetzen. So viel große Kunst in einer kleinen Stadt zu erleben, das macht schon ein bisschen stolz. Es zeigt den Menschen: Wir sind hier wer. Bei vielen Themen ist das eh klar: Lohne ist eine wohlhabende Stadt – mit guten Schulen, intakten Straßen, großzügigen Grünanlagen in jedem neuen Wohngebiet. Und Lohne hat extrem innovative und erfolgreiche Unternehmen, die in ihrer Branche zur Weltspitze gehören.
Da geht mehr
Aber jetzt, dank der Musik, kann man in Lohne halt nicht mehr nur ziemlich gut wohnen und arbeiten. Sondern auch noch wunderbar genießen. Und „Lohne lohnt sich“, der gute, alte, platte Werbeslogan, stimmt noch ein bisschen mehr.
Wenn eine Kleinstadt Kulturmetropole wird, dann verändert das bei vielen Menschen etwas. Die Zuschauer fragen sich: Wenn in der Musik so viel mehr geht, als man denkt, warum dann nicht auch bei anderen Themen? Und vielleicht überlegen sie: Wenn die Künstler dort oben auf der Bühne es geschafft haben, so herausragend gut zu werden, wie könnte mir das dann gelingen?
Ungläubige Blicke
Auch für die Künstler sind die Auftritte in Lohne etwas Besonderes. Sie genießen die Euphorie der Zuschauer und ihren überschwänglichen Jubel – als hübschen Kontrast zum eher routinierten Applaus des Großstadtpublikums, das sowas jede Woche sehen kann und das Staunen ein bisschen verlernt hat. Man sieht das, wenn man sie beobachtet: Sie schauen fast ungläubig, wenn das Klatschen gar nicht aufhören will.
Vor Jahren ist der Weltklasse-Perkussionist Alexej Gerassimez in Lohne aufgetreten und hat die Leute zu Begeisterungsstürmen getrieben. Am Ende seines Auftritts sagte er, man könne gleich gern noch zu ihm kommen und Fragen stellen. Später saß er dann da, der Großmeister, an einem kleinen Tisch in der Pausenhalle des Gymnasiums Lohne. Unser Sohn, der selbst Marimba und Schlagzeug spielt, wollte hingehen, traute sich erst nicht, ging dann doch. Stellte seine Fragen, bekam freundliche Antworten, strahlte. Merkte, dass auch ein Supermusiker ein ganz normaler Mensch ist. Halt einer, der sehr talentiert ist und sehr diszipliniert. Der übt und übt und übt.
So ein Vorbild treibt an. Demnächst, übrigens, tritt unser Sohn mit anderen Musikschultalenten im Chaméleon auf. Denn diese Kleinkunstbühne zeigt nicht nur das virtuelle Musical. Sie bietet auch jungen Künstlern die Chance für erste Auftritte in wirklich professioneller Umgebung – mit Licht- und Tontechnik auf Spitzenniveau. Dort zu spielen, das ist schon was. Mal sehen, was daraus noch wächst.
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Andreas