Na, hattet ihr auch einen miesen Mittwoch? Quält euch das Ergebnis der Wahl in den USA? Fühlt ihr euch hilflos, weil ihr nichts daran ändern könnt, dass Donald Trump bald wieder Präsident ist?
Trump wird die Weltordnung womöglich radikal verändern. Dass ein Mann wie er derart mächtig wird, bietet Anlass zur Sorge. Was tun? Mit diesem Text will ich die Sorge keineswegs kleinreden. Aber ich will dafür werben, die Perspektive zu ändern – und nicht ständig nur auf Trump zu schauen, sondern auch auf uns; nicht nur auf das Problem, sondern auch auf Lösungswege; nicht auf das, was wir nicht beeinflussen können, sondern auf das, was eben doch in unserer Macht steht.
Ich will helfen, die Ohnmacht des Augenblicks in Perspektiven zu verwandeln, die Schockstarre in Tatendrang, die Verzweiflung in Mut. Seid ihr dabei? Dann los, auf geht’s!
Scheiße plus X
Zuallererst hilft vermutlich, nach all der Informationsflut des Tages: Live-Ticker ausmachen, Sondersendungen ignorieren. Rausgehen, durchatmen. Freunde anrufen. Frust teilen. Und dann überlegen: Was können wir tun? Welchen Beitrag können wir leisten, dass unser Land in der neuen Welt besteht – und dass Typen wie Trump nicht bald auch bei uns regieren? Wenn „Scheiße plus X“ die Zauberformel für konstruktives Denken ist, wie die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel schreibt, was ist dann jetzt das X?
Fest steht: Die Herausforderungen, die warten, sind groß. Denn nicht nur in den USA steht bald ein Mann an der Spitze, den manche Experten für einen Faschisten halten. Auch in vielen anderen westlichen Ländern drängen Populisten und Rechtsextremisten an die Macht – oder haben sie schon: in Italien und Frankreich, Spanien und den Niederlanden, in Ungarn, Schweden und Finnland. Ja, in Deutschland auch. Und Russlands Diktator Wladimir Putin tut längst alles, den Trend zu verstärken und unsere Demokratien zu zersetzen.
Ohnehin haben die rechten Rattenfänger in diesen krisenhaften Zeiten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Demokraten: Sie müssen nie Lösungen bieten, um gewählt zu werden; es reicht, dass sie Probleme aufbauschen, Wut schüren, Feindbilder erschaffen. Sie kriegen die Unzufriedenen nicht mit rationalen Argumenten, sondern mit emotionaler Ansprache; sie überzeugen nicht ihren Kopf, sondern ihren Bauch. Sie geben ihnen das Gefühl: Ich bin wieder wer.
Jeder kann was tun
Da hilft nur: die demokratischen Kräfte unterstützen; die politische Streitkultur verbessern; den Zusammenhalt stärken. Jeder kann dafür was tun. Zum Beispiel, indem er in einem Leserbrief einen Lokalpolitiker lobt, sich für die Gründung eines Bürgerrats engagiert, der drängende Themen bespricht – oder selbst in eine Partei eintritt und für den Ortsrat kandidiert. Oder indem er seltener beklagt, was gestern in Stadt oder Land schlecht gelaufen ist – und häufiger überlegt, wie es morgen besser laufen könnte.
Ja, die Zeiten werden nach Trumps Wahl schwieriger, unruhiger, unberechenbarer. Aber wir sind ihnen nicht ausgeliefert. Wir können unsere Zukunft gestalten, jeder mit seinen Möglichkeiten und Talenten. Wir können uns wappnen für das, was kommt – und zusammen sind wir immer noch viele. Daran zu erinnern, ist wichtig, jetzt, nachdem die jahrzehntelange Schutzmacht USA zum zweiten Mal in die Hände des republikanischen Radikalinskis gefallen ist.
Netzwerke helfen
Die USA sind ein gespaltenes, erhitztes, aufgewühltes Land. Wir können dafür sorgen, dass Deutschland nicht auch eines wird. Wie? Wir können Menschen zu verstehen versuchen, die andere Meinungen vertreten als wir – und zum Beispiel nicht jeden einen Nazi nennen, der für eine strengere Migrationspolitik plädiert. Wir können Debatten nicht ideologisch führen, sondern lösungsorientiert.
Wir können akzeptieren, dass Kompromisse unumgänglich sind, wenn drei Parteien eine Regierung bilden (aber nicht, dass diese Regierung, wie gerade zu besichtigen, an ihrem Ego-Gezänk zerbricht). Wir können Netzwerke von Gleichgesinnten aufbauen, denn gemeinsam lässt sich besser Gutes aushecken als allein. Und wir können überlegen, wo in unserer Umgebung vielleicht gerade jemand Hilfe braucht, weil ihn diese furchtbar komplizierte Welt einfach überfordert.
Klar, das ist viel auf einmal. Aber es könnte sich lohnen, zu klotzen statt zu kotzen. Es könnte guttun, sich nicht ins Private zurückzuziehen und zu hoffen, dass von selbst alles irgendwann wieder besser wird – sondern mitzudenken, mitzureden, mitzumischen. Wer sich engagiert, hat vor Trump vermutlich nicht mehr ganz so viel Angst, sondern kann über seine peinlichen Pöbeleien vielleicht sogar mal einen Moment schmunzeln. Und das wäre doch schon mal was.
Na, wie geht’s euch jetzt? Hat euch dieser Text geholfen, ein bisschen zumindest? Dann teilt ihn in eurem Whatsapp-Status, auf Instagram, Facebook oder wo immer ihr mögt – mit diesem Link:
Seid ihr neu hier und habt meinen Newsletter noch nicht abonniert? Dann tragt hier eure Mailadresse ein – und ihr bekommt automatisch alle zwei Wochen kostenlos meinen neuesten Text. Immer über die Frage, wie Veränderung eine Chance sein kann:
Bis zum nächsten Mal: alles Gute!
Andreas