Kürzlich habe ich ein Interview mit Anastasiia Sulieina geführt. Für eine Geschichte in den Magazinen, für die ich arbeite. Sie hat im russischen Angriffskrieg ihren Mann, ihren Vater und ihre Mutter verloren. Ihr Mann wurde bei der Bombardierung des Caritas-Zentrums in Mariupol im März 2022 schwer verletzt und gilt seitdem als vermisst. Ihr Vater gehörte zu den ukrainischen Soldaten, die wochenlang im Asowstal-Werk den russischen Attacken widerstanden und sich dann ergaben; er ist seitdem in russischer Gefangenschaft. Ihre Mutter starb an Krebs.
Die 31 Jahre alte Ukrainerin Sulieina hätte allen Grund, hoffnungslos zu sein. Aber sie sagt, dass sie hofft. Auf ein Wiedersehen mit ihrem Mann und ihrem Vater. Auf ein Ende des Krieges. Auf eine Zukunft, in der ukrainische Kinder aufwachsen, ohne das Geräusch explodierender Bomben zu hören.
Sulieinas Hoffnung hat nichts zu tun mit blindem Optimismus nach dem Motto: Das wird schon wieder. Sie ignoriert nicht die Realität. Sie sieht sie – mit all ihren Problemen. Und überlegt, wie sie mithelfen kann, Lösungen zu finden. Gutes im Schlechten zu schaffen. Trost in der Trauer. Freude im Leid.
Was kann ich tun?
Sulieina leitet das Caritas-Krisenzentrum in Tscherkassy und kümmert sich mit ihrem Team um Binnenflüchtlinge aus der Ukraine. Um Menschen also, die vom andauernden russischen Terror gegen die Zivilbevölkerung vertrieben worden sind – und deren Heimat nur noch eine Ruinenlandschaft ist. Sie hilft ihnen, eine Wohnung zu finden. Sie versucht, ihrem Alltag in all dem Chaos eine Struktur geben. Wenn sie spürt, dass die Leute besonders verzweifelt sind, sagt sie ihnen: „Ich bin aus Mariupol. Ich verstehe euch.“ Das wirkt.
Ich erzähle euch Sulieinas Geschichte, weil ich glaube, dass wir von ihr lernen können. Denn sie zeigt, was Hoffnung verändern kann.
Wer Hoffnung hat, packt an. Macht mit. Sucht Verbündete. Wer Hoffnung hat, jammert nicht, sondern fragt: Was kann ich tun, damit es besser wird? Wo habe ich Stärken, die ich jetzt aktivieren kann? Wen könnte ich motivieren, mir zu helfen?
David besiegt Goliat
Hoffnung wirkt im Großen wie im Kleinen, politisch wie privat – am stärksten in Lagen, die völlig hoffnungslos erscheinen.
Ein paar Beispiele?
Ganz früher, in der Bibel: Der kleine, schwache Hirtenjunge David, der gegen den schwerbewaffneten, vermeintlich unbesiegbaren Riesen Goliat antritt – und ihn mit einem Stein aus seiner Schleuder tötet.
Später, auf der ganzen Welt: Wir alle in der Pandemie, die wir frustriert und hilflos vor jeder neuen Corona-Welle mit ihren immer neuen Einschränkungen gestanden haben – und am Ende trotz allem gestärkt aus der Krise gekommen sind und gelernt haben, wie viel wir schaffen können, wenn wir zusammenhalten.
Immer wieder, auf der Onkologie: Krebspatienten, die düstere Diagnosen bekommen – und doch unbeirrt an ihre Heilung glauben, was am Ende wirklich ein bisschen dazu beiträgt, dass sie wieder gesund werden.
Und schließlich zuletzt, in der Bundesliga: Die Fußballer von Bayer Leverkusen, die in der vergangenen Saison immer und immer wieder zurückgelegen haben – und jeden Rückstand noch ausgeglichen oder sogar in einen Sieg verwandelt haben, oft weit in der Nachspielzeit.
Eine schöne Zukunft
Jede und jeder von euch kann diese Liste beliebig verlängern. Jede und jeder kennt Menschen, die Hoffnung haben und wegen dieser Hoffnung jeden Tag daran arbeiten, dass die Zukunft gut werden wird. Besser, als die meisten denken. Menschen, die daran glauben, dass alles schon klappen wird, wenn sie tun, was sie können. Und die sich vorstellen, wie schön die Zukunft sein wird, wenn ihre Hoffnung sich erfüllt.
Diese Hoffnungsträger sind heute besonders wichtig, denn die Krisen türmen sich – und manche sind davon überfordert, ziehen sich zurück, machen nur noch ihr Ding; können sich kaum mehr vorstellen, dass alles gut wird; verlieren das Vertrauen in ihre Mitmenschen, die Medien, die Demokratie. Womöglich schaffen sie es nicht, von selbst Hoffnung zu schöpfen.
Überlegt doch mal: Kennt ihr so jemanden, der Hoffnung braucht und dem ihr sie schenken könntet? Und: Wie könntet ihr dadurch sein Leben verändern?
Liebe Leute, das war’s für heute. Eine Bitte habe ich jetzt noch: Helft mir, Menschen Hoffnung zu machen. Teilt diesen Text in allen sozialen Netzwerken. Empfehlt ihn in eurem Whatsapp-Status, auf Instagram, Facebook, LinkedIn. Geht ganz einfach – mit diesem Link:
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Andreas