„Du bist nicht allein!“
Armin Rösl erzählt, warum er öffentlich über seine Depressionen spricht
2010 hat der Journalist Armin Rösl eine schwere depressive Episode erlebt. Er dachte an Suizid, kam in die Psychiatrie, hatte große Angst – und hat seine Erkrankung überstanden. Heute engagiert er sich in der Deutschen DepressionsLiga. Im Interview hat der 49 Jahre alte Redakteur vom Münchner Merkur mir erzählt, was sein offener Umgang mit der Krankheit verändert.
Wie ging es Ihnen 2010, in Ihrer schweren Depression?
Die kurze Antwort ist: absolut beschissen.
Und die lange Antwort?
Ich war am Ende meiner Kräfte, sowohl körperlich als auch mental. Einmal habe ich im Wohnzimmer in der Ecke gekauert und einfach nur geheult, weil ich nicht wusste, wie es mit mir weitergehen soll. Ich hatte Selbstzweifel und Versagensängste. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe mich gefragt: Was mache ich hier überhaupt? Am Ende hatte ich Suizidgedanken. Und ich habe dann auch versucht, diese Gedanken umzusetzen.
Können Sie davon erzählen?
Ich war mit Freunden auf dem Weg zu einem Konzert. In einem unbemerkten Moment, als sie weit vor mir gegangen sind, bin ich auf eine Eisenbahnbrücke geklettert. Da stand ich dann und wollte springen.
Aber Sie sind nicht gesprungen.
Ich hatte Angst davor zu überleben. Diese Angst hat mir das Leben gerettet. Ich wollte nicht als Schwerbehinderter irgendjemandem zur Last fallen. Also bin ich wieder runter und weitergegangen. Meine Freunde haben das gar nicht mitbekommen, es war nur eine Sache von Sekunden. Im Konzert hab ich mich dann hemmungslos betrunken – was die Sache noch schlimmer machte. Danach war mir klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann.
Wie lang ging diese schlimme depressive Phase?
Ungefähr drei, vier Wochen. Ich war zwei Jahre zuvor bereits wegen Angst- und Panikstörungen in ambulanter Behandlung. Aber was da jetzt kam, das war eine ganz andere Klasse. Das war wie Angst- und Panikstörungen hoch zehn.
Wie ging das alles los?
Ich wachte eines Nachts auf, schweißgebadet, und fühlte mich wie in einem großen Plastikball verpackt. Wie in so einem Ball aus Sport- oder Freizeitstätten, den man sich über den Körper stülpen kann und wo nur die Beine rausschauen. Ich habe alles verschwommen gesehen, ich habe mich selbst und die Außenwelt fast nicht mehr wahrgenommen und gespürt. Und dieses Gefühl wurde ich nicht mehr los.
Wie hat Ihre Frau reagiert?
Sie war erst mal verwundert. Sie schlug mir vor, an andere Dinge zu denken – und hat mir vieles abgenommen. Die Telefonate mit den Handwerkern zum Beispiel, wir waren damals mitten im Hausbau. Sie sagte, ich solle mich auf meine Arbeit konzentrieren.
Hat das geklappt?
Ich habe es versucht, aber es hat nicht geklappt. Schon weil ich ständig das Gefühl hatte, ich stürze meine Familie in den finanziellen Ruin. Ich habe, ich weiß nicht wie oft am Tag, unseren Finanzberater angerufen und immer wieder die gleichen Fragen gestellt: „Klappt das mit der Hausfinanzierung? Haben wir genug Geld?“ Er hat immer wieder gesagt: „Ja, natürlich, es ist alles sicher, es funktioniert.“ Aber ich konnte und wollte es nicht glauben. Heute weiß ich: Solche Gedanken sind typisch für eine schwere Depression.
Wie hat Ihre Depression sich auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Ich konnte nicht mehr telefonieren und schreiben – weil ich Angst hatte zu versagen. Ich hatte auch keine Kraft mehr zum Duschen oder zum Rasieren. Ich stank. Also habe ich versucht, mich zu verstecken und nur zu Zeiten ins Büro zu gehen, wenn wenige Kollegen da sind. Damit die anderen nicht mitbekommen, was mit mir los ist. Ich habe mich dafür ja geschämt.
Das klingt schlimm.
Ich hatte vor mir selbst Angst und ich hatte auch Angst, nie mehr schreiben zu können. Dabei war Journalismus immer mein Traumberuf. Das jetzt nicht mehr auf die Reihe zu bekommen, das war der blanke Horror. Und für die Familie zu Hause konnte ich ja auch nicht mehr da sein.
Inwiefern?
Wir hatten zu dem Zeitpunkt zwei kleine Kinder und meine Frau war mit dem dritten Kind schwanger. Und da falle ich dann so aus. Ich hatte keine Gefühle mehr, auch für die Familie nicht. Ich habe meine Kinder angeschaut, ich habe sie umarmt, aber ich habe nichts dabei gefühlt. Das hat mich erschreckt.
Die Kinder waren wahrscheinlich noch zu klein, um das mitzubekommen, oder?
Ja. Und ich hab versucht, auch ihnen vorzuspielen, dass alles in Ordnung ist. Einmal bin ich mit ihnen zu einer Modellbahnausstellung gegangen. Die Kinder hatten Spaß, und ich stand nur rum, blickte ins Leere und dachte: Was mache ich hier? Wo bin ich hier? Ich wollte einfach nur zurück ins Bett.
Sie haben vorhin gesagt, Sie konnten auch nicht mehr schlafen. Wie waren Ihre Nächte?
Ich habe in der Zeit im Keller geschlafen, um wenigstens meine Frau schlafen zu lassen, weil sie ja die Kraft brauchte für Familie und Hausbau und alles andere. Manchmal, wenn die Suizidgedanken nicht mehr aufhörten, habe ich mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen – in der Hoffnung, die Gedanken gehen raus. Klappte nicht.
Wie haben Sie versucht, aus dieser Depression wieder rauszukommen?
Ich hatte schon einen Therapeuten, bei dem ich wegen meiner Angst- und Panikattacken war. Der hat mich erst mal krankgeschrieben, damit ich zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen soll. Das hat aber nicht geholfen. Also sagte er, dass ich in die Klinik muss, stationär. Und dass ich zwei Möglichkeiten hätte: Entweder ich sage freiwillig zu – oder er weist mich ein. Ich hab dann Ja gesagt. Auch wenn ich Riesenangst hatte.
Wovor hatten Sie Angst?
Vor dem, was mich in der Klinik erwartet. Ich habe den Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ gesehen ...
… den Klassiker mit Jack Nicholson, der in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt spielt …
… und ich hatte Angst, dass ich in der Klinik fixiert werde; dass mit mir Sachen gemacht werden, die ich nicht beeinflussen kann; dass ich lauter verrückte Menschen treffe und nie wieder rauskomme.
Haben Sie Ihrem Arbeitgeber und Ihren Freunden gesagt, dass Sie in die Psychiatrie gehen?
Nein, damals noch nicht.
Warum nicht?
Ich hab mich nicht getraut. Ich war ehrenamtlich Fußballtrainer bei einer Altherren-Mannschaft. Und ich dachte: „Wenn ich denen jetzt sage, dass ich in eine psychiatrische Klinik gehe, dann werden die sich alle von mir abwenden und mich auslachen und ich hab dann gar keine Freunde mehr.“
Und wie war es dann in der Klinik?
Der Zeitplan war total straff: Um halb acht Morgengymnastik. Dann gemeinsames Frühstück, Kunsttherapie, Muskelentspannung. Dann Mittagessen, Ergotherapie, Arztgespräch – und ehe man sich umdrehte, gab’s schon Abendessen und wieder Medikamentenausgabe. Die ersten Tage waren brutal anstrengend für mich, weil weder mein Körper noch mein Geist in der Lage waren, irgendwas zu machen. Aber in der Rückschau war dieser Zwang von außen für mich genau das Richtige. Ich brauchte ihn, um wieder Struktur zu bekommen.
Woran haben Sie gemerkt, dass die klaren Vorgaben Ihnen geholfen haben?
Ich habe wieder angefangen, mich selber zu spüren und Dinge mit einem Lächeln zu machen. Ich fühlte mich körperlich wohler. Drei Mal in der Woche gab es zudem noch das Angebot, morgens eine halbe Stunde joggen zu gehen. Das war für mich toll. Ich gehe auch heute noch regelmäßig laufen, weil ich weiß, dass mir das körperlich und mental unglaublich guttut.
Was ist Ihnen am Anfang des Klinikaufenthaltes noch schwergefallen – und dann leichter geworden?
Schwergefallen ist mir alles. Mir ist es schwergefallen, mit anderen Menschen zu reden. Mir ist es schwergefallen zu essen. Und mir sind die Aufgaben schwergefallen, die ich bekommen habe. Zum Beispiel, beim Frühstück und beim Mittagessen das Geschirr abzuräumen. Oder in der Früh um sechs für die Frühaufsteher den ersten Kaffee zu kochen.
Warum war das schwer für Sie?
Als ich das erste Mal dran war, konnte ich in der Nacht davor nicht schlafen – weil ich Angst hatte zu versagen. Beim Kaffeekochen! Das war eine ganz normale Industrie-Filtermaschine, also: Wasser rein, oben Filter aufmachen, Kaffeefilter einsetzen, Kaffeepulver reinschütten, wieder zumachen, einschalten, laufen lassen, fertig.
Klingt machbar.
Ja, klingt machbar. Aber ich hatte so Angst zu versagen! Es ist unfassbar, was diese Krankheit mit einem macht. Ich war völlig am Ende. Aber ich hab’s dann tatsächlich hinbekommen, den Kaffee zu kochen. Und war danach das erste Mal wieder stolz auf mich. Und dann kamen immer mehr kleine Erfolgserlebnisse dazu.
Erzählen Sie!
Ich konnte die Übungen bei der Morgengymnastik konzentrierter absolvieren. Ich habe bei der Kunsttherapie entdeckt: Mensch, das Malen macht mir ja richtig Spaß! Und bei der Ergotherapie hab ich schöne Sägearbeiten vollbracht. Ich war vor Weihnachten in der Klinik, und da haben wir unter anderem mit der Laubsäge Weihnachtsschmuck gebastelt. Zwei Engel von damals habe ich heute noch zu Hause. So kam langsam das Selbstwertgefühl zurück und der Gedanke: Hey, ich kann ja doch was! Ich bin ja gar nicht so ein Taugenichts, wie mir immer gesagt worden ist als Kind und wie ich es mir immer selbst eingeredet habe in der Depression.
Wer hat Ihnen das als Kind eingeredet?
Mein Vater. Er war alkoholkrank und cholerisch, und er hat mich gerne mal in der Öffentlichkeit beschimpft und angeschrien.
Wann zum Beispiel?
Zum Beispiel beim Fußball. Er war immer mein Trainer. Weil er die Kontrolle über mich haben wollte. Er hat mich als sein Eigentum gesehen. Wenn wir Spiele verloren haben, dann kam es vor, dass er mich nach dem Spiel in der Kabine angeschrien und als den Schuldigen öffentlich angeprangert hat. Als ich beim Skifahren mal nicht so gefahren bin, wie er es wollte, hat er mich im Schlepplift mit dem Stock geschlagen. Diesen Vater aus dem Kopf zu verbannen, das hat wahnsinnig viel Kraft gekostet, aber es ist auch wahnsinnig wichtig gewesen. Denn dieses Gefühl, erniedrigt zu werden, nichts richtig machen zu können und sich zu schämen, das saß tief drinnen in mir.
Und in der Klinik ist es langsam geschwunden?
Ja. Irgendwann habe ich begonnen, mich dort wohlzufühlen. Ich habe mich plötzlich verstanden gefühlt von anderen Menschen. Ganz verschwunden aber ist dieses Gefühl aus meiner Kindheit nicht. Wird es vermutlich auch nicht.
War es vorher nicht so, dass Sie sich mit Ihrer Depression verstanden fühlten?
Wenn man in der Depression steckt, ist man so auf sich fokussiert, dass man glaubt, man ist der einzige Mensch auf der Welt, dem es so beschissen geht. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum viele nicht darüber sprechen wollen: Sie fühlen sich unverstanden und schämen sich. Man kann die Erkrankung ja auch nicht zeigen. Man kann nicht sagen: „Schau mal her, ich habe einen Ausschlag am Kopf – typisches Merkmal für Depressionen.“
In der Klinik aber war dieses Problem weg – weil alle erkrankt waren.
Genau. Hauptsächlich waren da Menschen mit schweren Depressionen, aber auch Borderliner und Schizophrene. Und das waren, anders als ich befürchtet hatte, überhaupt keine „Verrückten“, in Anführungszeichen. Sondern hoch empathische Menschen. Und es war unglaublich schön, mit ihnen über meine Gefühle reden zu können.
Ging das gut für Sie: so offen über Ihre Gefühle zu reden?
Nach zwei, drei Wochen: ja. Am Anfang noch nicht. Als ich in den ersten Tagen apathisch im Gemeinschaftsraum saß, hatte ich das Glück, dass ich von zwei Mitpatienten angesprochen wurde, einer jungen Frau und einem Mann meines Alters. Sie stellten sich vor und begrüßten mich. Und als sie merkten, man kann mit mir noch nicht so viel reden, saßen sie einfach nur da. Weil sie ahnten, es tut mir vielleicht gut. Das war unglaublich toll. Und als ich dann gemerkt habe, okay, ich kann mich da öffnen, ohne schief angeschaut zu werden, ja, da ist die Klinik tatsächlich zu einer Art Zuhause geworden.
Wann haben Sie beschlossen, nicht nur innerhalb der Klinik offen über Ihre Depression zu reden, sondern auch bei Ihrem Arbeitgeber?
Ich habe aus der Klinik heraus meinen Chef angerufen. Vor dem Gespräch war ich nervös. Aber dann kam die nächste positive Überraschung: Ich stieß auf völliges Verständnis. Mein Chef erzählte, dass es in seinem familiären Umfeld auch einen Fall von Depressionen gibt. Und er sagte zu mir einen Satz, den ich nie vergessen werde: „Herr Rösl, nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Sie brauchen sich keine Sorge um Ihren Arbeitsplatz zu machen.“ Das hat wahnsinnig viel Druck weggenommen.
Und wie haben Ihre Freunde und Bekannten reagiert?
Auch da war ich positiv überrascht. In meiner Altherren-Fußballmannschaft hat keiner negativ reagiert. Alle hatten Verständnis. Ich bin dahin zurückgekehrt, als ob nichts gewesen wäre. Das Einzige, was sich für mich verändert hat, ist, dass ich keinen Alkohol mehr trinke wegen der Medikamente. Und nach einem Fußballtraining bei den Alten Herren gehört es halt dazu, dass man sich auf ein Bier trifft. Aber selbst da hat keiner mich je gedrängt: „Komm, jetzt trink halt mal was mit“. Und was ich auch nicht erwartet hatte, war, dass viele Menschen zu mir gesagt haben: „Ja, ich kenne auch jemanden, der Depressionen hat“ oder „Ich hatte auch schon mal so ähnliche Gefühle“.
Sie waren knapp sechs Wochen in der Klinik. Was haben Sie danach in Ihrem Leben verändert, um neuen depressiven Phasen vorzubeugen?
Ich suche mir immer wieder mal Ruhezeiten. Ich gehe joggen. Ich habe wieder angefangen, Gitarre zu spielen, was ich lange nicht gemacht habe. Und ich habe gelernt, dass ich, wenn ich Kritik bekomme, nicht sofort wieder in die Rolle des Kindes zurückfallen muss, das von seinem Vater erniedrigt wird.
Seit 2015 engagieren Sie sich öffentlich in der Deutschen DepressionsLiga. Was treibt Sie dabei an?
Ich will jedem Menschen mit Depressionen das Gefühl geben: Du bist nicht allein! Und: Es tut gut, darüber zu reden. Außerdem setze ich mich dafür ein, dass die Versorgung der Betroffenen besser wird. Und dass es normal wird, über Depressionen zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
Davon ist unsere Gesellschaft noch weit entfernt, oder?
Absolut, ja. Mir ist das 2015 aufgefallen, nach dem Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine in den Westalpen. Schnell gingen damals durch die Medien die ersten Meldungen, der Co-Pilot habe die Maschine abstürzen lassen, weil er Depressionen hatte. Darauf hat sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann zu der Aussage hinreißen lassen, er halte ein Berufsverbot etwa für Piloten, Busfahrer oder Taxifahrer mit schweren Depressionen für denkbar.
Was hat diese Aussage bei Ihnen bewirkt?
Ich dachte mir: Das kann doch nicht sein, dass er hier sofort alle über einen Kamm schert. Und ich habe im Münchner Merkur einen großen Text über meine Depressionen geschrieben.
Ganz schön mutig.
Nach meiner Rückkehr aus der Klinik hatte ich schon einen Seite-3-Artikel geschrieben über meinen Aufenthalt, aber nicht unter meinem Namen. Jetzt, mit ungefähr fünf Jahren Abstand, sagte ich mir: So, jetzt mache ich es ganz offiziell. Also habe ich alles aufgeschrieben. Und ich habe erklärt: Depression bedeutet nicht, dass man für immer nicht mehr lebens- und arbeitsfähig ist. Man kann aus einer Depression herauskommen.
Wie waren die Reaktionen?
Die Reaktionen waren durchgehend positiv, sowohl von Betroffenen als auch von Nichtbetroffenen. Es kamen sogar E-Mails von Ärzten, die sagten, dieser Artikel würde die Depression besser erklären als jedes Fachbuch und sie würden ihn in ihren Wartezimmern auslegen. Im Internet bin ich dann durch Zufall auf die Deutsche DepressionsLiga gestoßen – und habe ihnen geschrieben, ich bin Journalist und würde gerne ehrenamtlich bei ihnen mithelfen. Sie haben gleich Ja gesagt.
Was genau tun Sie für die DepressionsLiga?
Ich bin stellvertretender Vorsitzender und Sprecher, ich mache Social Media und Öffentlichkeitsarbeit, schreibe Pressemitteilungen sowie Beiträge auf unserer Homepage und unserem Facebook- und Instagram-Kanal. Und ich bringe mich bei Aktionen und Projekten ein.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel habe ich im vergangenen Jahr im Namen der DepressionsLiga eine Petition und Kampagne #22WochenWarten zur Verkürzung der Wartezeiten auf Psychotherapieplätze gestartet. Diese Kampagnenarbeit läuft auch nach der Übergabe der Petition mit über 110.000 Unterschriften an die Leiterin des Bundesgesundheitsausschusses weiter. Aktuell haben wir außerdem den Dokumentarfilm „Expedition Depression“ veröffentlicht. Der kann über uns bestellt werden, etwa für Veranstaltungen in Kinos. Und ich habe Torsten Sträter als unseren Schirmherrn gewinnen können.
Sträter verarbeitet seine eigenen Depressionserfahrungen kabarettistisch und er sagt: „Menschen mit Depressionen, das sind für mich keine schwachen, sondern die stärksten Leute, die rumlaufen. Weil für sie jeder Tag ein Kampf ist.“
Er ist ein Glücksfall für uns. Wir brauchen prominente Zugpferde, um bekannter zu werden. Und mit Torsten Sträter haben wir das ideale Zugpferd gefunden. Er ist das beste Beispiel dafür, dass das Leben trotz einer Depression lebenswert sein kann.
Was verändert Ihr Engagement für Sie selbst?
Es tut mir gut, Menschen Mut zu machen, zu motivieren und Freude zu bereiten. Es gibt mir unheimlich viel Kraft.
Wie oft schleicht sich heute die Depression noch wieder an?
Immer mal wieder. Manchmal für Sekunden, manchmal für Minuten, manchmal auch für Tage. Von längeren Phasen bin ich zum Glück seit damals verschont. Aber wenn es so eine Phase geben sollte, dann weiß ich ja jetzt, was zu tun wäre. Auch mein Umfeld weiß das. Ich habe meinen Kollegen und meiner Familie gesagt: „Wenn ihr das Gefühl habt, ich verändere mich wieder, dann sprecht mich bitte an – damit ich dagegen ankämpfen kann.“
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Bis zum nächsten Mal: alles Gute!
Andreas
Ich hatte 2010/2011 einen Burnout, verbunden mit schweren Depressionen. War insgesamt 15 Wochen zur Behandlung in einer psychosomatischen Klinik. Anschließend einige Jahre in ambulanter psychologischer Betreung. Gehe nach diesen schweren Jahren gestärkt durchs Leben.