Eine Woche noch, dann ist Bundestagswahl. Ständig hören wir jetzt die Appelle: Geht wählen! Es ist eure Pflicht! Aber nie wird so richtig erklärt, was das Wählen reizvoll macht. Ich will mal probieren, das nachzuholen. Und erklären, welche Rolle Veränderung dabei spielt.
Klar ist es einfach, Politiker pauschal doof zu finden, ihre Fehler zu bekritteln und aus einer beleidigten Opferhaltung heraus zu verkünden: Ich wähle nicht! Ich kann ja eh nix ändern! Die da oben, die machen doch sowieso, was sie wollen!
Spannender ist es, sich da nicht so sicher zu sein. Die Wahl als die Chance auf Veränderung zu sehen, die sie ist. Als ein Geschenk, das Menschen in Diktaturen nicht haben. Und sich zu fragen: Welche Veränderung wünsche ich mir denn in unserem Land? Welcher Partei traue ich zu, sie zu meistern? Und welche Kandidatin oder welcher Kandidat will überhaupt, dass sich ernsthaft was ändert? Ist da vielleicht jemand, der behauptet, vieles könne bleiben, wie es ist? Und: Glaube ich ihm das?
Welches Deutschland wollen wir?
Es gibt ja viele Probleme, die drängen – und nur gelöst werden können, wenn sich was bewegt. Da ist zuerst, natürlich, die Erderhitzung. Wollen wir eine Regierung, die den Kampf gegen diese dramatische Bedrohung zur obersten Priorität erhebt – oder eine, die Klimaschutz nur für ein Thema von vielen hält, das kommt und geht? Wollen wir ein Deutschland, das kluge internationale Allianzen fürs Klima schmiedet – oder eines, das sich auf das Argument zurückzieht, es sei viel zu klein, um etwas zu verändern?
Wollen wir eine Regierung, die konsequent Innovation fördert – oder eine, die sich an Kohle klammert bis zum allerletzten Moment? Wollen wir eine Regierung, die sich traut, notwendige Zumutungen zu benennen – oder eine, die sie feige verschweigt? Wollen wir eine Regierung, die wie die bisherige vom Bundesverfassungsgericht zu mehr Klimaschutz gezwungen werden muss – oder finden wir das doch eher peinlich?
Weltweit sind sich die Experten einig: Wenn der Klimaschutz in den nächsten Jahren nicht entscheidend vorankommt, werden Kipppunkte überschritten, die Erderhitzung eskaliert – und die Menschen verlieren jede Kontrolle.
3G funktioniert, 5G nicht
Aber natürlich muss sich nicht nur beim Klimaschutz was verändern. Sondern auch in der Digitalisierung. Reicht uns etwa die Zettel-Stift-und-Fax-Kultur, die in vielen Gesundheitsämtern in der Pandemie regiert hat? Wollen wir es weiter akzeptieren, dass das wirksame 3G gegen Corona ratzfatz eingeführt werden konnte – das hilfreiche 5G für schnelles Internet aber noch unerreichbar erscheint? Finden wir Deutschland zukunftstauglich, wenn andere Länder uns digital in Schulen, Unternehmen, Verwaltung Lichtjahre voraus sind?
Es gibt noch viel mehr Fragen, die sich jetzt vor der Wahl stellen. Überlegen wir einfach, welche uns am Herzen liegen: Wollen wir, dass die Politiker sich künftig ernsthafter um die Interessen der Kinder kümmern? Glauben wir, dass Deutschland mehr Geld für seine Verteidigung ausgeben soll? Wollen wir, dass Rechtsextremismus konsequenter bekämpft wird? Soll Deutschland sozial gerechter werden? Bunter? Mutiger? Und: Was genau könnte das heißen? Überhaupt: Welches unserer Herzensthemen ist uns eigentlich das wichtigste – wenn etwa das erste für die Wahl der SPD spricht, das zweite für die FDP, das dritte für die CDU und das vierte für die Grünen?
Ein Aufbruch, der auch Skeptiker begeistert
Ganz schön fordernd, das alles. Und es geht noch weiter: Welche Partei, glauben wir, könnte Veränderung so managen, dass viele mitmachen wollen? Wer könnte eine Idee vom Aufbruch vermitteln, die auch Skeptiker begeistert – und am Ende funktioniert? Welche Kanzlerin oder welcher Kanzler könnte die sehr unterschiedlichen Interessen von mutmaßlich drei Regierungsparteien am geschicktesten zusammenführen?
Wenn wir uns unsicher sind, kann der Wahl-O-Mat helfen. Oder, für Klimathemen, der Klimawahlcheck. Was auch immer guttut: mit anderen über all die Fragen zu reden – mit Freundinnen und Nachbarn, Kolleginnen und Verwandten. Jedes Wort kann was verändern.
Eine Woche noch bis zur Wahl. Machen wir was draus!
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In einer Woche kommt mein nächster Text.
Bis dahin: alles Gute!
Andreas